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Gast

Landwirtschaftliche Produktion

Wie kann es eigentlich sein, dass nicht zum Beispiel auf allen deutschen Agraflächen das gleiche (z.B. Mais oder Roggen) angebaut wird? Gibt es irgendwelche Absprachen der Landwirte
Wir leben ja auch nicht in einer Planwirtschaft, wo die entsprechenden Feldfrüchte den Flächen zugewiesen werden?
Wieso gibt es also eine der Nachfrage ensprechende Ernteverteilung?
Frage Nummer 3000106856

Antworten (7)
bh_roth
Ein landwirtschaftlicher Betrieb baut das an, womit voraussichtlich der größte Reibach gemacht werden kann. Und das ist hauptsächlich Mais, Zuckerrüben und alles, aus dem Biotreibstoff gewonnen werden kann, wie z.B. Sonnenblumen. Die Ernährung der Bevölkerung steht bei diesen Brüdern schon lange nicht mehr im Vordergrund. Eine Verteilung, wer was anbaut, gibt es nicht.
Skorti
Klar, sicher ... Planwirtschaft würde die Vielfalt erklären?

Da hast du wohl das System nicht verstanden, die Vielfalt im Anbau und in den Produkten kommt eher durch die freie Entscheidung des Bauern, welche Pflanzen er anbauen möchte, als durch Planwirtschaft.

Dazu gehört auch die Abschätzung, wie viel von meinen Äckern kann ich gleichzeitig bearbeiten, nur soviel können mit dem gleichen Produkt bepflanzt werden.
Dazu gehört die Überlegung, wie verteile ich die Arbeit gleichmäßig übers Jahr, dass beeinflusst die Frage, ob es noch ein Acker Mais weniger und dafür Kartoffeln mehr sein sollte.
primusinterpares
Und es wächst auch nicht alles auf jedem Boden.
Landwirte sind selbstständige Unternehmer und nicht an Weisungen gebunden.
Sonnengarten
Klima, Bodenart und -qualität plus erforderliche Düngemittel, Spezialisierungen wie z. B. Obstbau, Milchwirtschaft, Viehwirtschaft, Brotgetreide, Futtergetreide, Sonderkulturen, Absatzmöglichkeiten, Marktpreise.... - Es gibt viele Gründe für die Entscheidung eines Landwirtes, welche Feldfrüchte er auf seiner Fläche anbaut.

Auf einem schweren Lehmboden gedeihen z. B. viele Getreidesorten schlecht, Mais hingegen fühlt sich wohl. Für Körnermais braucht es eine etwas längere Vegetationsperiode, denn für Silomais. Obstbau funktioniert tendenziell nur in wärmeren Lagen, tiefe Frosttemperaturen und lange Winter behagen den Bäumen nicht sonderlich. Spargel und Karotten brauchen lockeren Sandboden, Kürbis und Gurken als Starkzehrer einen nährstoffreichen Humusboden. Auch die Qualität des Futtergrases und die Biodiversität einer Wiese hängen von der Bodenqualität und vom örtlichen Klima ab.

Dazu kommt die Frage, ob ich als Landwirt meine Produkte auch vermarktet bekomme. Was hilft es mir, Kühe in den Stall zu stellen und Milch zu produzieren, wenn weit und breit keine Molkerei ist, die mir meine Milch abholt?

Die Subventionspolitik tut ihr übriges dazu. Die Maismonokulturen sind z. B. vielfach eine unmittelbare Folge der Förderung für erneuerbare Energien, Stichwort: Biogasanlage.

Ich kenne einen Landwirt, der eigentlich Sonderkulturen hat, sprich Himbeeren, Kartoffeln, Erdbeeren, Spargel anbaut. Das ist seine Leidenschaft, das macht er gern. Davon könnte er jedoch, trotz ordentlicher Hofgröße, nicht sicher leben. Ein schlechtes Jahr mit viel Regen, oder - wie dieses Jahr - mit extremer Trockenheit, schon wird's knapp mir den Reserven, zumal seine Produkte sehr personalintensiv sind.

Dazu kommt, dass Verbraucher immer mehr auf den Preis für ihre Lebensmittel gucken müssen, was wiederum der zunehmend Steuerlast und oft genug auch den steigenden Wohn(neben)kosten geschuldet ist.

Dieser genannte Landwirt hat nun eben vor einigen Jahren die Chance ergriffen, mit staatlichen Zuschüssen eine große Biogasanlage zu bauen, mit welcher er hauptsächlich das örtliche Krankenhaus versorgt. Eine kontinuierliche, krisensichere Einnahmequelle wenn man so will. Es sei denn, das Krankenhaus wird geschlossen.

Im gewissen Sinne habe wir auch Planwirtschaft, denn Subventionen und Prämien gibt's im Agrarbereich für alles mögliche: Flächenstilllegung, Extensive Bewirtschaftung ökologisch sensibler Flächen, Grünland zu Acker oder umgekehrt etc....- mit all diesen Maßnahmen sollen Produktionsmenge und Produktarten gesteuert werden, Anreize für diese oder jene Agrarprodukte geschaffen werden.

Letztendlich geht es für jeden Landwirt jedoch um die existenzielle Frage, ob er seinen Hof erhalten und vorwärtsbringen kann, zumal der überwiegende Teil der Höfe immer noch Familienbetriebe sind, die traditionell für die nachfolgenden Generationen mitdenken und -planen. Danach richtet er seine Entscheidungen.



Musca
Danke Sonnengarten für Deine fachlich kompetente und politisch neutrale Antwort. Damit bist Du hier eine große Ausnahme.
wokk
Sehr gut interpretiert.
So habe ich mir das Vorgehen eines Bauern in meinen Albträumen vorgestellt.
Dummerweise entspricht es der Wirklichkeit!
Tjorven
Hm das weiß ich auch nicht. Ist aber sehr interessant!